Rietsch-Teich ist ein Kulturgut

10.07.2015


Die Teichgenossenschaft Oberfranken verleiht seit 17 Jahren die Auszeichnung „Kulturgut Teich“. Diesmal ging das Prädikat, das unter anderem mit der Aufstellung einer Informationstafel verbunden ist, an die Teich AG Trogenau-Regnitzlosau und an die von ihr bewirtschafteten Rietsch-Teich an der fränkisch-sächsischen Grenze bei Trogenau, Gemeinde Regnitzlosau im Landkreis Hof.
50 Jahre alt wird die Teich AG in diesem Jahr. Dabei handelt es sich um eine Vereinigung von Verwandten und Freunden, die den Teich bewirtschaftet, Karpfen und Forellen erzeugt und die gleichzeitig auch Eigentümer ist. Der Rietsch-Teich selbst ist allerdings schon wesentlich älter, er wurde – neben anderen Teichen, die heute zum Teil aufgelassen sind - 1794 erstmals urkundlich erwähnt. Diese Teiche befanden sich damals zum Teil auf bayreuth-brandenburgischem Boden, zum anderen Teil auf sächsisch-kurfürstlichem Gebiet.
In den 1930er Jahren wurden die Gewässer trockengelegt und verlandeten für die nächsten drei Jahrzehnte, ehe sich die Teich-AG ihrer annahm und auf den mittlerweile landwirtschaftlich genutzten Flächen wieder Fischteiche anlegte. Das Besondere an den Rietsch-Teich ist, dass er zum einen direkt auf der Wasserscheide zwischen Sächsischer Saale und Weißer Elster liegt und, bis 1989, keine zehn Meter vom Eisernen Vorhang entfernt lag. Deshalb war die Feierstunde zur Auszeichnung des Teiches und seiner Bewirtschafter und Eigentümer auch eine Art Gipfeltreffen der Fischerei zwischen Bayern, Sachsen und Tschechien.
„Zum 25. Jubiläum hat der Rietsch-Teich die Auszeichnung Kulturgut Teich mehr als verdient“, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken, Dr. Peter Thoma aus Thiersheim. Schon durch seine besondere Lage ganz am Rande Oberfrankens in einem ehemals toten Winkel sei etwas ganz besonderes. Damit ist der Rietsch-Teich nicht nur ein oberfränkisches Kulturgut, sie spiegelt ein Stück weit auch deutsche und europäische Geschichte wider.
Ziel der Auszeichnung ist es nach den Worten des Vorsitzenden unter anderem, die Bevölkerung darauf hinzuweisen, welchen Schatz die Teiche innerhalb der oberfränkischen Landschaft darstellten, sagte Thoma. Als Kriterien für die Auswahl nannte er unter anderem den Zeitpunkt der erstmaligen urkundlichen Nennung, die landschaftsprägende und ökologische Bedeutung sowie die teichwirtschaftliche Nutzung.
Teiche seien schon immer landschaftsprägend gewesen, so der oberfränkische Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler. Teiche dienten der Artenvielfalt, der Wasserversorgung und der Produktion eines sehr gesunden Lebensmittels. Aufgrund der besonderen Lage des Rietsch-Teiches waren zur Enthüllung der Informationstafel und zur Übergabe der entsprechenden Urkunde auch Gäste aus Sachsen und Tschechien nach Trogenau gekommen. Der Vorsitzende des westböhmischen Angelverbandes Michal Blahusek sprach von einer hervorragenden Zusammenarbeit, würde sich aber Vereinfachungen bei den Angelbedingungen für deutsche und tschechische Angler in den Gewässern des jeweils anderen wünschen.
Teiche formten seit vielen Jahrhunderten bis heute unsere Kulturlandschaft, so Marco Jung, Geschäftsführer des sächsischen Landesfischereiverbandes. Das werde oft verkannt, sagte Jung, und Tomas Skurka, stellvertretender Geschäftsführer des Fischereibetriebs Marienbad, freute sich darüber, dass es mittlerweile eine fruchtbare Zusammenarbeit über Grenzen hinweg gibt und die Zeiten vorbei sind, „in denen zwischen uns ein Stacheldraht gezogen war“.



Eigentümer, Bewirtschafter und Gäste feierten am Ufer der Jung-Teiche die Verleihung des Prädikats „Kulturgut Teich“.


Text und Fotos: shf