Aischgründer Karpfen statt Pangasius aus Asien

01.02.2014


Die oberfränkischen Teichwirte weiten ihre Marketingaktivitäten für Fisch aus der Region aus. „Es genügt nicht, guten Fisch zu produzieren, er muss auch verkauft werden“, sagte Karl-Peter Schwegel aus Wiesentthal am Samstag bei der Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron. Der Zusammenschluss wird von knapp 900 Teichwirten aus allen Teilen Oberfrankens getragen.
Ziel der verstärkten Marketingaktivitäten soll es vor allem sein, das Wissen um die Teichwirtschaft wieder an die Menschen heranzutragen, denn genau dieses Wissen sei in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten verloren gegangen, so der Vorsitzende Dr. Peter Thoma aus Thiersheim.„Es herrscht oft extremes Unverständnis“, sagte Thoma. Um dagegen anzugehen, können Teichwirte in der benachbarten Oberpfalz beispielsweise eine Ausbildung zum Erlebnis-Teichführer machen, die allen Interessierten das entsprechende Wissen unterhaltsam vermitteln sollen. Speziell an junge Köche richten sich der regelmäßige Wettbewerbe. Hier könnten angehende Köche lernen, dass die Fischzubereitung gar nicht so kompliziert ist. Fortgesetzt werden soll im kommenden Jahr auch die Zertifizierung oberfränkischer Gaststätten, um dem Besucher mit Hilfe eines Schildes schon von außen zu zeigen, dass er hier hervoragend leckeren, einheimischen Fisch bestellen kann. Weitere Marketingaktionen für den heimischen Fisch sind die alljährliche, publikumswirksame Eröffnung der Fischgrillsaison, heuer am 2. Mai in Coburg, sowie die Eröffnung der Karpfensaison Anfang September.
Ebenfalls zum Marketing gehört die jüngste Anerkennung des „Aischgründer Karpfens“ durch die Europäische Union als geschützte geographische Angabe (ggA).„Die Idee ist gut, auch wenn auf die Mitglieder dadurch wieder mehr Bürokratie zukommt“, sagte der Vorsitzende. In Oberfranken zählen Bereiche der Landkreise Bamberg und Forchheim zum Aischgrund. Formal wird das Anerkennungsverfahren von der benachbarten Teichgenossenschaft Aischgrund abgewickelt. Wer sich als Erzeuger registrieren lassen möchte, muss unter anderem pro Saison die betroffenen Teiche anmelden.
Die Teichwirte sind in Oberfranken unentbehrlich, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler und spielte besonders auf die hohe Bedeutung der kleinstrukturierten Teichwirtschaft für den Wasserhaushalt und den Artenschutz an. Teichwirte seien auch ein Paradebeispiel dafür, wie Nützen und Schützen in Einklang gebracht werden könne, so Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote von den Grünen. Sie nannte den Ausbau von Teichanlagen unabdingbar, wenn damit gesunde Lebensmittel in ökologischer Art und Weise produziert werden können. „Wir wollen weder Fisch aus schwimmende Hochseefabriken, noch Pangasius aus asiatischen Farmen“, sagte Landtagsvizepräsident Peter Meyer. Deshalb sei das Pangasius-Filet mittlerweile auch von der Speisekarte der Landtagskantine gestrichen worden. Die wertvollen Dienste, die von den Teichwirten alltäglich für den Naturschutz erbracht werden, stellte auch die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer in den Mittelpunkt. So besitze der einheimische Fisch nicht nur eine hervorragende Ökobilanz sondern sei auch ganz besonders schmackhaft und gesund.
Am Rande der Jahresversammlung wurde der langjährige Leiter der oberfränkischen Fischereifachberatung Dr. Robert Klupp zum Ehrenmitglied der Teichgenossenschaft ernannt. Klupp sei fast 40 Jahre lang der Ansprechpartner in Sachen Fischerei im Bezirk Oberfranken gewesen und habe 1975 den maßgeblichen Beitrag zur Gründung der Teichgenossenschaft geleistet, sagte der stellvertretende Vorsitzende Karl-Peter Schwegel. Im vergangenen Herbst wurde Klupp in den Ruhestand verabschiedet.
Um die derzeitigen Probleme bei der Kormoranvergrämung abzumildern, bietet die Teichgenossenschaft ihren Mitgliedern zukünftig einen finanziellen Zuschuss zum Jagdschein. Nähere Informationen hierzu erhalten sie beim Vorstand oder Geschäftsführer.
Die Teichgenossenschaft Oberfranken wird zusammen mit der Fischereifachberatung im Herbst Kurse zur Teichabfischung anbieten. Nähere Einzelheiten können die Mitglieder rechtzeitig auf dieser Homepage finden.



Rund 40 Jahre lang war der leitende Fischereidirektor Robert Klupp Ansprechpartner für die Teichwirtschaft in Oberfranken, jetzt wurde er zum Ehrenmitglied der Teichgenossenschaft ernannt (von links): Karl-Peter Schwegel von der Teichgenossenschaft, Bezirkstagspräsident Günther Denzler, Robert Klupp und Vorsitzender Peter Thoma.


Text und Fotos: shf