Keine fischfreien Gewässer entlang des Grünen Bandes !

02.02.2013


Himmelkron. Das „Grüne Band“ bereitet Fischern und Teichwirten Kopfzerbrechen. Ur-sprünglich als harmloser Streifen für den Naturschutz entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze gedacht, sollen nun Korridore in einer Entfernung von bis zu 25 Kilome-tern einbezogen werden. Viele Teichwirte könnten davon betroffen sein, warnte Otto Norbert Grußka, Geschäftsführer der Teichgenossenschaft Oberfranken.
„Diese bislang von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtete Naturschutzgroßprojekt könnte für uns Teichwirte erhebliche Probleme aufwerfen“, sagte Grußka bei der Jahresversamm-lung der Teichgenossenschaft Oberfranken, einem Zusammenschluss von fast 1000 Teich-wirten aus dem Regierungsbezirk. Nach den Worten Grußkas sehen die bislang bekannten Pläne vor, Flächen der Natur zuzuführen und dabei weitestgehend auf menschliche Nutzung zu verzichten. Für die Teichwirte würde dies unter anderem eine Reduzierung des Fischbe-standes bis hin zu fischfreien Gewässern, eine Anhebung der Verlandungszone um rund ein Drittel sowie jeglicher Verzicht auf Düngung oder Kalkung bedeuten. „Damit würden wir auf die Nutzung unserer Teiche und somit auf unser Eigentum verzichten“, sagte der Geschäfts-führer. Ausgleichszahlungen seien zwar vorgesehen, doch hätten sie eine Laufzeit von 20 Jahren, außerdem müssten bestimmte Unterhaltsmaßnahmen wie das Mähen von Wiesen auch weiterhin erfolgen.
Auch künftig ein Thema ist der Kormoran, auch wenn die jetzigen Bejagungsmöglichkeiten einen deutlichen Fortschritt darstellen. Noch besser wäre allerdings eine Bestandsregulie-rung, also bereits eine Eingriffsmöglichkeit in die Nester der brütenden Vögel, so Thoma. „Auch wenn es einige noch immer nicht glauben wollen, der Kormoran ist längst nicht das possierliche Vögelchen, als das er von ideologisch geprägten Vogelschützern dargestellt wird.“ Die nächsten Feinde der oberfränkischen Fischerei seien allerdings schon im An-marsch, so Gudrun Brendel-Fischer, Landtagsabgeordnete und Mitglied des Landwirt-schaftsausschusses. Vor allem beim Biber und beim Fischotter sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, damit keine entsprechenden Populationen entstehen.
Schwer getroffen hat die oberfränkischen Teichwirte auch der Wegfall der pauschalen Förde-rung aus dem Europäischen Fischereifonds (EFF) im vergangenen Spätherbst. Vorsitzender Thoma sprach von einem Erdrutsch, Förderfachmann Peter Leitel bedauerte den Wegfall, zumal die Ausgestaltung des neuen EU-Fischereiförderprogramms für den Förderzeitraum 2014 bis 2020 noch völlig offen sei. Leitel betonte aber auch, dass die bisherige Förderung von Einzelmaßnahmen nach Nachweis auch künftig erhalten bleiben soll. Umso ärgerlich nannte es Franz Geldhauser vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium, dass sämtliche bereits bewilligten Pauschalsätze aus den Jahren 2007 bis 2012 zurückbezahlt werden müs-sen (Anmerkung: vom Ministerium - nicht von den Teichwirten!). Sicher ist es nach den Wor-ten Geldhausers, dass die Förderung nach dem Einzelnachweis auch künftig unter anderem für Maßnahmen der Direktvermarktung, Absatzförderung, für Umweltleistungen oder Markt-studien gelten soll.
Aller Unwägbarkeiten zum Trotz steige der Absatz von Fisch derzeit wieder konstant an, so der Vorsitzende. Als Gründe dafür nannte er unter anderem die zahlreichen Marketingbemü-hungen wie zum Beispiel die werbewirksame Eröffnung der Fischgrillsaison, der Karpfensai-son oder die Beteiligung der Teichwirtschaft bei Kochwettbewerben. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, sagte Thoma. Mit den Fischmarketingaktionen sei die Teichgenossenschaft auf dem richtigen Weg. Vor allem hätten viele Verbraucher mittlerweile gelernt, den heimischen Karpfen dem vietnamesischen Pangasiusfilet vorzuziehen, so der oberfränkische Bezirks-tagspräsident Günther Denzler. Auf diesem Weg leisteten die Teichwirte auch einen unver-zichtbaren Beitrag für eine attraktive heimische Gastronomie.
Seinen letzten Auftritt hatte bei der Jahresversammlung der leitende Direktor der Fische-reifachberatung des Bezirks Oberfranken Robert Klupp. Nach fast 40 Jahren in Diensten des Bezirks wird Klupp seinen Ruhestand im September antreten. Er gehörte 1975 zu den Grün-dervätern der Teichgenossenschaft. „Robert Klupp hat die Fischerei in Oberfranken ent-scheidend geprägt“, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Peter Thoma. Klupp selbst rief die Teichwirte dazu auf, den Menschen immer wieder zu verdeutlichen, dass die Teichwirte einen unschätzbaren Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft leisten und dabei wertvollste Lebensmittel erzeugen.



Noch im laufenden Jahr steht ein Wechsel in der Fischereifachberatung des Bezirks Ober-franken an (von links): Der neue Leiter Dr. Thomas Speyerl, der Vorsitzende der Teichge-nossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma und der bisherige leitende Fischereidirektor Dr. Robert Klupp.


Text und Fotos: shf