Kormoran frisst den ökologisch Korrekten

05.02.2011


Der Kormoran frisst den „ökologisch Korrekten“ / Kritik an Naturschutzverbänden bei der Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken

Himmelkron – Die Kormoran-Problematik beschäftigt weiterhin die oberfränkischen Teichwirte. Vor allem die vielen im Regierungsbezirk beheimateten Kleinbetriebe müssten immense finanzielle Schäden durch den Vogel hinnehmen, der noch immer ganze Teiche leer frisst. Für die Zukunft sei klar, dass das Naturschutz- und Kormoranproblem noch viel formellen Aufwand und Kämpfe mit den Behörden mit sich bringen werden, sagte der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Oberfranken Dr. Peter Thoma aus Thiersheim bei der Jahresversammlung in Himmelkron. Die Fische würden indes weiterhin zuallererst den Kormoran fürchten müssen. Bei der Versammlung wurde Thoma in der turnusgemäßen Neuwahl mit einer Zustimmung von 100 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Ebenso in ihren Ämtern bestätigt wurden die stellvertretenden Vorstände Karl-Peter Schwegel und Manfred Popp.
Scharfe Kritik an den Naturschutzverbänden übte der Ehrenpräsident des Bezirks–Fischereiverbandes Albert Schütze. Es sei nicht zu begreifen, dass während des zurückliegenden Jahres in Bayern in der kurzen Zeit der Schusserlaubnis wesentlich mehr Kormorane geschossen wurden als gemäß Zählungen der Naturschutzleute überhaupt vorhanden sind. Dies zeige eine unehrliche Haltung der Vogelschützer, die mit den falschen Zahlen nur beschwichtigen wollen, sagte Schütze. Er forderte eine generelle Regelung in den Brutgebieten. Die unblutigste Art der Reduzierung wäre der Eingriff in die Gelege. So sollte man zwei Drittel der Eier entnehmen und Gipseier unterlegen. Diese Praxis sei bei den Geflügelzüchtern schon seit Jahrzehnten bekannt und führe immer zum gewünschten Erfolg.
Als Vertreter des Bezirks-Fischereiverbandes Oberfranken nannte Peter Jensen die Kormoranschäden nicht nur in der Teichwirtschaft unerträglich, auch in den Fließgewässern würden besonders wertvolle und schützenswerte Fischarten wie etwa die Äsche, die Nase und die Barbe dezimiert. Dies könne so nicht mehr hingenommen werden. Fische hätten gesetzlich den gleichen Schutzstatus wie die Vögel. Besonders ärgerlich und nicht hinnehmbar sei der Versuch der Behörden, die Fischerei aus den Baggerseen und Altwässern zu verbannen. Bei Planfeststellungsverfahren werde die Fischerei systematisch nicht beteiligt und der Naturschutz bestehe auf dem alleinigen Entscheidungsrecht über diese Flächen.
Die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) ermunterte die Teichwirte mit Blick auf die Kormoranproblematik, nicht aufzugeben. Sie versprach, sich auch weiterhin im Landtag dafür einzusetzen, damit für die Fischerei brauchbare Existenzgrundlagen geschaffen werden.
Regierungspräsident Wilhelm Wenning machte in seinem Grußwort deutlich, dass er als oberster Vertreter der Regierung von Oberfranken nicht nur auf das Wohl der Fischer schauen könne. Der Streit um den Kormoran verpflichte ihn auch die Interessen seiner Naturschutz-Abteilung zu verstehen. Deshalb lege er besonderen Wert auf einen ausgeglichen Kompromiss. Wenning zufolge gehe es den Naturschutzleuten gar nicht so sehr um den Kormoran, vielmehr werde befürchtet, dass bei einer Freigabe von Abschüssen auch die anderen geschützten Vögel darunter leiten müssten.
Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler hob vor allem seine Aktivitäten in Zusammenarbeit mit der Fachberatung für Fischerei und der Lehranstalt für Fischerei in Aufsess hervor. Mit einem neuen Verwaltungsgebäude und einem neuem Eingangsambiente zum Betrieb sei man sehr gut gerüstet, um die oberfränkische Fischerei tatkräftig zu unterstützen. Mit Blick auf den Kormoran, der auch den Bezirk schon erheblich geschadet habe, mahnte er eine schnelle und dauerhafte Lösung des Problems an. Positiv sei, dass der Fischverbrauch auch im letzten Jahr wieder gestiegen ist und zwar von 15,5 auf 15,7 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Besonders hob Denzler dabei die jüngsten Ergebnisse der Stiftung Warentest hervor. Sie habe festgestellt, dass der Karpfen der einzige „ökologisch korrekte“ Fisch sei.
In einem Fachvortrag stellte sich Herr Dr. Thomas Speierl als neuer Mitarbeiter der Fachberatung für Fischerei vor. Als Diplom-Biologe habe er schon vorher viele Jahre in ganz Bayern fischereiliche Fragen bearbeitet und Gutachten erstellt. Seinen Erfahrungsschatz könne er nun in Oberfranken besonders bei der Erfüllung der EU-Wasserrahmenbedingungen und im Fischartenschutz einbringen. Die Fischzuchtbetriebe ermunterte er dazu, wieder selbst einheimische Laichfischbestände aufzubauen, um den Bedarf an Besatzmaterial zu decken. Traurig sei aus seiner Sicht die Tatsache, dass der Import an ökologisch bedenklichen Pangasius aus Asien zunehme und die Inlandsproduktion sinke. Hier gelte es dagegen zu halten.




Text und Fotos: Tegof