Fischkultur in Oberfranken

22.11.2016


Karpfen und Forelle auf der einen Seite, Kunst und Kultur auf der anderen. Das hat nichts miteinander zu tun, könnte man meinen. Der Verein Fischregion Oberfranken e. V. hat jetzt auf 232 Buchseiten nachgewiesen, dass sich Fische und Kultur gerade im Regierungsbezirk näher sind, als man glauben möchte. Nirgendwo anders gibt es eine solche Fülle an Werken der bildenden Kunst, die in einem engen Bezug zur Fischerei stehen. Dazu kommen die vielen Teiche, die seit Jahrhunderten, manche sogar seit über 1000 Jahren bewirtschaftet werden und deshalb ebenfalls als Kulturgut gelten. Nachzulesen ist dies alles in 50 Beiträgen von 19 Autoren in der Neuerscheinung „Fischkultur in Oberfranken – Kunst und Kultur mit Fisch & Co“, die am 22. November in Bayreuth vorgestellt wurde.
Schaut man einmal genau hin, dann stellt man schnell fest, Fische sind relativ häufig Gegenstand von Gemälden und Skulpturen, vor allem der jüngeren Kunstgeschichte. Dennoch reicht das älteste Kunstwerk, das der Band aufführt, mit dem Weismainer Stadtbrunnen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Ganz bedeutende Kunstwerke kommen mit den Brunnen der Abtei Ebrach, dem Bamberger Gabelmann oder den markgräflichen Kunstwerken der Bayreuther Eremitage aus dem 18. Jahrhundert. Das Buch enthält aber auch die beiden Fischskulpturen des Bayreuther Kulturpreisträgers von Axel Luther in Behringersmühle und Waischenfeld, die erst vor wenigen Jahren geschaffen wurden.
Lediglich gestreift wird der Bereich Kunst am Bau, der mit zwei Wohnhäusern des Architekten Eberhard Kellner in Bayreuth vertreten ist. Aus den unzähligen kirchlichen Fischdarstellungen haben die Autoren bewusst ein Beispiel herausgegriffen: einen kunstvollen Türgriff in Fischform in der St.-Johannis-Kirche in Hirschaid.
Im zweiten Teil des Buches sind Denkmäler der Fischwirtschaft zu finden. Dazu gehören die Gewässer, die von der Teichgenossenschaft Oberfranken seit 1998 als Kulturgut Teich ausgezeichnet wurden, aber auch einige bedeutende Ensembles wie das einstige Bamberger Fischerviertel Klein-Venedig oder die Zeugnisse zisterziensischer Fischkunst in Ebrach und Klosterlangheim.
Mit Abstand die meisten Beiträge verfasst hat der Kunsthistoriker Robert Schäfer aus Sassanfahrt. Seinen Worten zufolge reichen die ersten Überlegungen für das Buch knapp zwei Jahre zurück. Auch ihm sei das Thema Fisch als Kulturträger damals nicht so gegenwärtig gewesen, sagte Schäfer. Das Buch sei wissenschaftlich fundiert geschrieben, aber dennoch gut lesbar und somit auch als ein Reiseführer der anderen Art durch Oberfranken zu verwenden. Mit dem neuen Buch werde die Fischerei aus einem ganz ungewöhnlichen Blickwinkel beleuchtet, sagte Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Es soll aber auch zum Nachdenken über den Fischartenschutz beitragen.
Als „kleines Schatzkästlein“ und als „wichtiges Dokument für die Nachwelt“ bezeichnete Franz Geldhauser, Fischereireferent im Bayerischen Landwirtschaftsministerium die Neuerscheinung. Das Buch dokumentiere eine Kultur, die wirklich prägend für unsere Gegend ist, so Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken. Es zeige aber auch, dass sich Natur und Fischerei nicht ausschließen, sondern gemeinsam sogar ein prägendes Kulturgut sein können, sagte Reinhard Krug vom Bezirksfischereiverband.
Das Buch „Fischkultur in Oberfranken – Kunst und Kultur mit Fisch & Co“ hat 232 Seiten, mehrere hundert Fotos und ist in einer Erstauflage von 1500 Stück erschienen. Herausgeber sind der langjährige Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks Robert Klupp, der Historiker Robert Schäfer aus Hirschaid und der Ehrenpräsident des Bezirksfischereiverbandes Albert Schütze im Auftrag des Vereins Fischregion Oberfranken und in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Oberfranken. Kooperationspartner waren der Bezirksfischereiverband und die Teichgenossenschaft Oberfranken sowie der Bayerische Landesfischereiverband. Das Buch ist unter anderem bei der Teichgenossenschaft Oberfranken erhältlich (ISBN 978-3-00-054139-1).



Sie stellten das Buch „Fischkultur in Oberfranken“ vor (von links):, der langjährige Leiter der Fischereifachberatung Dr. Robert Klupp, Historiker Robert Schäfer, Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler, der Vorsitzende der Teichgenossenschaft Dr. Peter Thoma, Dr. Franz Geldhauser vom Landwirtschaftsministerium und der Ehrenpräsident des Bezirksfischereiverbandes Albert Schütze


Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs